KMU-spezifische Herausforderungen bei der Entwicklung und dem Betrieb mobiler Dienste
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Die Entwicklung und Markteinführung mobiler und drahtloser Mehrwertdatendienste (mobile Dienste) erfordert immer noch einen hohen zeitlichen, finanziellen und personellen Aufwand, was für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) eine erhebliche Markteintrittsbarriere darstellt. Im vorliegenden Beitrag erörtern wir die Eigenheiten der zugrunde liegenden Technologien und die Marktsituation, die dies bedingen, und schlagen als Abhilfe ein technisches Framework zur vereinfachten Bereitstellung solcher Dienste vor. 1 Einleitung und Motivation Die EU definiert kleine und mittlere Unternehmen (KMU) als Unternehmen mit höchstens 250 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz, der 50 Millionen Euro nicht überschreitet. Andere Quellen nennen als Grenzwert für die Mitarbeiterzahl 500 oder gar branchenspezifische Werte [Ma83]. Neben solchen Definitionen auf Basis von quantitativen Merkmalen gibt es auch Ansätze, KMU anhand qualitativer Merkmale wie Rechtsform, Marktstellung, Organisationsform oder Rolle des Eigentümers zu charakterisieren. Auch wenn es keine einheitliche KMU-Definition gibt, so scheint es doch weitgehend akzeptiert zu sein, dass diese eine wichtige ökonomische und gesellschaftliche Rolle spielen (z.B. [Acs99, Ha97]): 99 % der Firmen in der EU zählen zu den KMU, 70 % aller Arbeitsund über 80 % aller Ausbildungsverhältnisse im nicht-öffentlichen Sektor werden von KMU bereit gestellt. Neue Arbeitsplätze entstehen hauptsächlich in KMU [Krä03, 29; BLS05]. KMU haben den Nachteil, dass Sie „Economies of Scale“ (Größenkostenersparnisse) nicht im selben Maße realisieren können wie Großunternehmen; dahingegen haben Sie aber den Vorteil flacher Hierarchien, schneller Entscheidungsprozesse und hoher Flexibilität. Es verwundert daher nicht, dass es viele Beispiele für die Realisierung von Innovationen durch KMU gibt, die teilweise zuvor von Großfirmen abgelehnt wurden. In (Hochberger, C.; Liskowsky, R.): Informatik 2006 Informatik für Menschen (Band 1). Beiträge der 36. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), Dresden, 2.-6. Oktober 2006, Seite 195-201 Das Risiko der Unternehmung wird meist von der Person oder Personengruppe getragen, die auch die Führungsverantwortung wahrnimmt, so dass auch längerfristige Strategien realisiert werden können. Bisher ist es für KMU aber schwierig, Mehrwertdatendienste für mobile Endgeräte zu entwickeln und zu betreiben, was aufgrund der erwähnten gesamtwirtschaftlichen Bedeutung von KMU ein unhaltbarer Zustand ist. Ziel des Forschungsvorhabens MODIFRAME ist deshalb die Entwicklung und Evaluation eines technischen Frameworks, welches für KMU die Entwicklung und Bereitstellung mobiler Dienste erheblich erleichtert. Mobile Endgeräte im Sinne dieses Beitrages sind portable computergestützte Kommunikationsgeräte mit unabhängiger Datenverarbeitungskapazität, die als Endpunkt einer Verbindung drahtlos mit anderen IT-Systemen kommunizieren können (in Anlehnung an [Ku04]) wie z.B. Mobiltelefone, Smartphones und Handhelds mit drahtloser Datenkommunikation (z.B. GPRS, EDGE, UMTS); Notebook/Laptops sind in unserem Sinne keine mobilen Endgeräte, da sie vielmehr wie stationäre Endgeräte an verschiedenen Orten eingesetzt werden. Der verbleibende Teil des vorliegenden Beitrages ist wie folgt aufgebaut: im zweiten Kapitel erörtern wir die KMU-spezifischen Herausforderungen bzgl. mobiler Dienste, bevor wir darauf aufbauend in Kapitel drei als Lösungsansatz ein technisches Framework vorstellen; der Beitrag endet mit Zusammenfassung und Ausblick. 2 KMU-spezifische Herausforderungen bei Entwicklung und Betrieb mobiler Dienste Die Entwicklung mobiler Dienste bringt naturgemäß spezifische Herausforderungen mit sich: bei der Gestaltung der Nutzeroberfläche ist die eingeschränkte Größe und Qualität der Displays zu berücksichtigen; mobile Endgeräte verfügen über begrenzte Ressourcen wie Speicher, Rechenkapazität, mögliche Übertragungsrate der drahtlosen Netzwerkanbindung und Energieversorgung [Chi06]. Es gibt auch besondere Bedenken bzgl. des Datenschutzes (Diebstahl/Verlust mobiler Endgeräte mit sensiblen Daten, Abhören drahtloser Kommunikation). Darüber hinaus konnten wir folgende KMUspezifische Hürden identifizieren (siehe auch [MU05]): Vielzahl der Endgeräte: Die Anzahl der verschiedenen Typen von mobilen Endgeräten auf dem europäischen Markt wird auf mehrere Hundert geschätzt; sie unterscheiden sich in ihren Darstellungsmöglichkeiten (Displaygröße, Auflösung, Farbtiefe), Eingabeschnittstellen (Tasten, Touch-Screen, ...) und den unterstützten Datenformaten und Programmierplattformen. Es verwundert also nicht, dass die Kosten für die Anpassung an die verschiedenen Endgerätetypen die der eigentlichen Entwicklung oftmals übersteigen; auch sollten die Kosten für die Anschaffung und Wartung des zum Testen benötigten Arsenals an verschiedenen Endgeräten nicht unterschätzt werden [Sc05]. Diese Kosten sind gerade für KMU schwer zu tragen. 1 siehe auch Webseite des Projekts: http://www.modiframe.de In (Hochberger, C.; Liskowsky, R.): Informatik 2006 Informatik für Menschen (Band 1). Beiträge der 36. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), Dresden, 2.-6. Oktober 2006, Seite 195-201 Heterogenität der drahtlosen Netzwerke: Es gibt eine Vielzahl von Betreibern und Standards mobiler Netzwerke, auch für die Zukunft sind hier Entwicklungen zu erwarten (z.B. mobile WiMAX oder FlashOFDM). Damit Dienste mit langen Lebenszyklen von Änderungen der zugrunde liegenden Netzwerke unbeeinträchtigt bleiben, kommt dem Einsatz von offenen Plattformen eine zentrale Bedeutung zu [FZS04]. Dominanz der Portale der Mobilfunknetzbetreiber: Der Markt für an Endkunden gerichtete mobile Dienste wird immer noch stark von den Portalen der Mobilfunkbetreiber dominiert (z.B. i-Mode, live!). Welche Dienste in diese Portale aufgenommen werden ist alleinige Entscheidung des jeweiligen Betreibers, entsprechende Verhandlungen ziehen sich oft über mehrere Monate hin. Es gibt Berichte darüber, dass einige Portal-Betreiber anscheinend nicht an einer Zusammenarbeit mit KMU interessiert sind; oftmals sind die Konditionen solcher Portalbetreiber (Einrichtungsgebühren und/oder Mindestumsatzgarantien) für KMU nicht tragbar. In den meisten Ländern gibt es mehr als ein Netzbetreiber-Portal, so dass mehrere Verhandlungen geführt werden müssen, wenn ein Dienst allen Mobilfunknutzern eines Landes zur Verfügung stehen soll. Noch problematischer wird es, wenn ein Dienst nicht auf ein Land beschränkt sein soll. Die Dienste müssen jeweils speziell für die einzelnen Portale angepasst werden, da unterschiedliche technische Standards und DesignRichtlinien zum Einsatz kommen. Marke: Für erfolgreiche m-Commerce-Angebote ist ein gut eingeführter Markenname („Brand“) von großer Bedeutung; es ist aber gerade für KMU schwer, einen solchen aufzubauen [SSE03]. Mangelnde Expertise (strategisch): Während in Großunternehmen Entscheidungen über neue Technologien von Spezialisten getroffen werden, sind es in KMU oftmals die Eigentümer selbst, die die Potenziale neuer Technologien beurteilen müssen. Im Falle mobiler Technologien ist hier hochspezialisiertes Wissen nötig, über das die jeweiligen Entscheidungsträger in KMU nur in Ausnahmefällen verfügen [Mu05]. Mangelnde Expertise (operativ): Die Entwicklung von mobilen Diensten erfordert auch auf der operativen Ebene teilweise hochspezialisiertes Wissen bzgl. mobiler Technologien, welches in KMU oft nicht verfügbar ist. Der Einsatz externer IT-Experten beschränkt sich aber wegen der damit verbundenen immensen Kosten meist auf die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes. In KMU haben die Mitarbeiter eher ein weit gefächertes Tätigkeitsfeld und sind daher nicht so hoch spezialisiert; zudem ist der Anteil von qualifizierten Angestellten und Akademikern in KMU geringer [Krä03, 95; Ge97, 194]. Forschungslandschaft: Die Forschungslandschaft ist stark auf die Bedürfnisse von Großunternehmen ausgerichtet, so dass in KMU oft nicht neuestes Technologiewissen vorhanden ist [DK06; Ge97, 195]. Risikostreuung: Im Gegensatz zu Großfirmen haben KMU nicht die Möglichkeit, zur Risikostreuung mehrere Projekte gleichzeitig durchzuführen [OE82; Ge97, 194]; die Projektierung eines mobilen Dienstes scheint daher nur vertretbar, wenn das Risiko nicht zu hoch und beherrschbar erscheint. In (Hochberger, C.; Liskowsky, R.): Informatik 2006 Informatik für Menschen (Band 1). Beiträge der 36. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), Dresden, 2.-6. Oktober 2006, Seite 195-201 Adapter für Netz-Typ A Adapter für Netz-Typ B Adapter für Netz-Typ C
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